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Mehr Mais, also auch mehr Wildschweine?

Eine Wildart, die zweifellos zu den größten Nutznießern unserer Kulturlandschaft zählt, ist das Schwarzwild. Es kommt heute nahezu flächendeckend in Deutschland vor und hat seinen Bestand in den letzten 20 Jahren vervierfacht. Vor allem in großflächigen Maisschlägen finden Wildschweine ideale Rückzugsbedingungen. Dabei kann erheblicher Wildschaden entstehen. Auch wird die Bejagung des Schwarzwildes durch die größer werdenden Maisflächen erschwert, denn dort ist das Schwarzwild für den Jäger fast unsichtbar. Aber was sind die Ursachen für die großen Schwarzwildbestände und welche Maßnahmen sind nötig, um speziell in Maisanbauregionen Konflikte zwischen Landwirtschaft und Jägerschaft zu vermeiden?

Günstige klimatische Bedingungen und großes Futterangebot

Die Ursachen für die wachsenden Schwarzwildpopulationen sind vielfältig und komplex, so die Ergebnisse der Untersuchungen und Beobachtungen von Experten der Wildtierforschung. Auch sind die großen Bestände kein deutsches Phänomen und nicht ursächlich durch die wachsenden Maisanbauflächen bedingt. In den zurückliegenden 40 Jahren hat sich die Zahl der erlegten Schwarzkittel europaweit verzehnfacht. Wildschweine kommen mittlerweile auch in Schweden, Norwegen und Dänemark vor. Hauptursachen für die großen Wildschweinbestände sind die günstigen klimatischen Bedingungen wie das fast gänzliche Ausbleiben überdurchschnittlich kalter Winter, die optimalen Nahrungs- und Deckungsmöglichkeiten und die hohe Anpassungsfähigkeit des Schwarzwildes. So sind jährliche Zuwachsraten von bis zu 300 % in Deutschland möglich, wenn keine Bejagung erfolgt.

F. Tottewitz, DJV (2012) Bestandsexplosion bei einzelnen Wildarten ist kein deutsches Phänomen

 

Insbesondere das fast ganzjährige Futterangebot spielt eine wichtige Rolle für die hohen Zuwachsraten. Klimabedingt treten immer häufiger Eichen- und Buchenmastjahre auf. Zusätzlich werden ganzjährig hohe Energiemengen durch Lockfütterungen (Kirrung) in die Schwarzwildbestände gebracht, wie die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Rheinland-Pfalz errechnet hat. Da das gute Futterangebot die Reproduktionsraten positiv beeinflusst, empfehlen die Experten zusätzliche Fütterungen der Schwarzwildpopulationen auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Weniger Schwarzwildschäden durch Jagdschneisen

Trotz hoher Abschusszahlen nehmen die Schwarzwildbestände stark zu. Jetzt liegen konkrete Handlungsempfehlungen vor, wie Wildschäden eingedämmt und die Schwarzwildbestände reduziert werden können. Im Rahmen eines bundesweit durchgeführten Modellvorhabens unter Leitung des Deutschen Jagdschutzverbandes und Mitwirkung des Deutschen Bauernverbandes sowie verschiedener wissenschaftlicher Partner wurden entsprechende ackerbauliche und jagdliche Strategien entwickelt.

Insbesondere Bejagungsschneisen in Maisflächen zeigen eine wirksame Verbesserung des Jagderfolges. Sehr effektiv sind sie dann, wenn sie quer zur Saatrichtung und bereits bei der Einsaat angelegte werden. Um auch einen dauerhaften Erfolg zu gewährleisten, sind Bejagungsschneisen in ein flächendeckendes und revierübergreifendes Bejagungskonzept einzubinden.

Gemeinsames Handeln notwendig

Das Modellvorhaben verdeutlichte auch, dass der Schlüssel zu einer effektiven Schwarzwildbejagung und Wildschadensvermeidung in der Zusammenarbeit der Interessensgruppen Landwirte, Forstbewirtschafter und Jäger liegt. Neben dem richtigen Bejagungskonzept seitens der Jägerschaft und der Anlage von Bejagungsschneisen seitens der Landwirte sind die gemeinsame Anlage und Pflege von Elektrozäunen und der gegenseitige Informationsaustausch wie beispielsweise die Meldung der Erntetermine der jeweiligen Maisschläge wichtige Schritte in Richtung zukünftiger Schadensvermeidung.

Wussten Sie schon?