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Wie viel Mais verträgt unsere Land(wirt)schaft?

Wie viel Mais geht noch? - Der großflächige Maisanbau ist in die öffentliche Kritik geraten. So hat die dynamische Ausdehnung des Maisanbaus der letzten Jahre nicht nur das gewohnte Landschaftsbild in einigen Regionen Deutschlands verändert, in der öffentlichen Diskussion sind hohe Maisanteile in der Fruchtfolge nicht vereinbar mit einem umweltverträglichen Ackerbau. Verschiedene Forschungsarbeiten haben die Sachlage in puncto Anbaukonzentration und Umweltverträglichkeit untersucht.

Anbaukonzentrationen sehr unterschiedlich verteilt

Maßgeblich beeinflusst durch die im Zuge der Energiewende geförderte Biogaserzeugung hat sich die Maisanbaufläche seit dem Jahr 2000 von 1,5 auf rund 2,5 Mio. Hektar ausgedehnt. Auf diesem Niveau hält sich die Maisanbaufläche in Deutschland und belegt damit auf rund 21 Prozent der Ackerfläche. Nach Angaben der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) nimmt der Anbau von Mais für Biogasanlagen derzeit etwa 900.000 Hektar und damit gut ein Drittel der deutschen Maisanbaufläche ein. Innerhalb Deutschlands ist der Maisanbau jedoch sehr unterschiedlich konzentriert. Regionen mit starker tierischer Veredlung und hohen Biogaskapazitäten weisen die höchsten Maisanteile an der Ackerfläche auf. Die regionale Betrachtung zeigt jedoch, dass in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg zwar hohe Anbaukonzentrationen vorliegen, ein Maisanteil von mehr als 50 Prozent an der Ackerfläche aber nur in sehr wenigen Landkreisen erreicht wird. Im Erhebungsjahr 2010 war dies beispielsweise in Niedersachsen in 9 von 46 Landkreisen und in Bayern in 5 von 92 Landkreisen der Fall. Nimmt man als Bezugsgröße die landwirtschaftliche Nutzfläche, lag der maximale Anteil des Maises gerade bei 20 Prozent. Da mit der Reform des „Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG)“ ab 2012 der Maiseinsatz für Biogas-Neuanlagen vom Gesetzgeber auf maximal 60 Masseprozent gedeckelt wurde, die Entwicklung von Alternativpflanzen zügig voranschreitet, Neuanlagen nur noch verhalten gebaut werden und durch Effizienzsteigerungen der Flächenbedarf von Biogas reduziert wird, ist eine weitere dynamische Ausdehnung des Maisanbaus eher unwahrscheinlich – wie die aktuelle Anbaustatistik für 2015 unterstreicht.

Wie viel Mais geht noch?

Ob der Maisanbau in einzelnen Bundesländern bereits „überhand“ genommen hat, ist eine Frage des subjektiven Standpunkts. Um einer Antwort auf die Frage: Wie viel Mais geht noch? näherzukommen, sind sich die Fachkreise einig: Eine Begrenzung des Maisanbaus ist dann geboten, wenn sich ein Zusammenhang zwischen steigendem Maisanteil in der Fruchtfolge und nachteiligen Folgen für die Umwelt ableiten lässt. Dies ist jedoch nicht der Fall. Grundsätzlich ist ein nachhaltiger und umweltverträglicher Maisanbau auch mit hohen Maisanteilen in der Fruchtfolge möglich, wie einzelbetriebliche Untersuchungen auf Basis von 700 Einzeljahresauswertungen zeigen konnten. In den Auswertungen wurden der Einfluss steigender Maisanteile in der Fruchtfolge auf Nährstoffhaushalt, Pflanzenschutzaufwand, Biodiversität, Humuswirtschaft oder Erosionsgefährdung untersucht. Da mit steigenden Maisanteilen in der Fruchtfolge die Anbauvielfalt abnimmt, empfehlen Wissenschaftler der Universität Gießen ab Maisanteilen von 40 Prozent an der Ackerfläche ausgleichende Maßnahmen wie den Anbau von Zwischenfrüchten oder Blühstreifen als Rand- und Zwischenstrukturen. Ein Defizit an Anbauvielfalt ist jedoch bei allen Kulturarten mit hohen Flächenanteilen in ähnlicher Weise gegeben.

Alternativen zu Silomais als Gärsubstrat?

In Bund- und Länderprogrammen wird intensiv an alternativen Kulturen für die Biogasproduktion geforscht. Trotz Fortschritten in der Züchtung und bei der Optimierung der Anbauverfahren für die jeweiligen Alternativen bleibt Silomais der mit Abstand ertragreichste Energielieferant für die Biogasproduktion. Mais liefert nach Zuckerrüben die höchste Methanausbeute pro Fläche, ist produktionstechnisch einfach zu handhaben und vor allem gut lagerbar. Unter bestimmten Bedingungen können Getreide-Ganzpflanzensilagen eine Alternative darstellen. Ihr Anteil an der Substratversorgung wird in den nächsten Jahren auch zunehmen. Die Durchwachsene Silphie findet ebenfalls Interesse in der landwirtschaftlichen Praxis. Derzeit sind die Erfahrungen im praktischen Anbau aber noch zu gering. Trotz üppigen Wachstums reichen die Erträge und Methanausbeuten der Sonnenblume nicht an die von Silomais heran. Außerdem sind Anbaupausen von 3-4 Jahren wegen ihrer Krankheitsanfälligkeit zu beachten. Der Sonnenblumenanbau als Hauptfrucht für Biogas ist daher in den letzten Jahren wieder rückläufig. Blühmischungen wären besonders geeignet, das Landschaftsbild zu bereichern und als Bienenweide zu dienen, sie liefern aber nur 25-50 Prozent des Potenzials von Silomais und eignen sich daher eher für Blühstreifen und zur Auflockerung sehr großer Maisschläge.

AEE (2014) Bioenergie - Vielfalt im Vordergrund

Standortangepasste Anbausysteme für Energiepflanzen (EVA) Ökonomie im Energiepflanzenanbau

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